Text: Ursula Bührer Theiler
Geschichtliches:
Das Kooikerhondje gehört zu einer alten niederländischen Hunderasse. Schon auf Gemälden von Meistern , wie Vermeer oder Jan Steen, aus dem 17. und 19. Jahrhundert und auf Familienportraits aus dem 18. und 19. Jahrhundert kommen kleine Spaniels vor, die dem heutigen Kooikerhondje ähnlich sehen.
Frau Baronin von Hardenbroek-von Ammerstol hat sehr viel dazu beigetragen, die durch Kriege und Krisenzeiten fast ausgestorbene Rasse, wieder aufzubauen. Im Jahre 1966 wurde die Rasse vom niederländischen „Raad van Beheer“( Dachverband für Hundezucht in NL ) vorläufig anerkannt und der vorläufige Rassestandard aufgestellt. Die offizielle Anerkennung erfolgte 1971 mit dem jetzt geltenden Rassestandard. Im Jahre 1990 wird das Kooikerhondje durch die
„ Federation Cynologique International „ F.C.I. als Rassehund anerkannt.
Das Kooikerhondje gehört in die Klassifikation FCI Gruppe 8, Sektion 2 ( Stöberhunde ).
Seine ursprüngliche Arbeit:
In den wasserreichen Niederlanden mit zahlreichen Sümpfen, Tümpeln, Flüssen und Überresten von alten Deichbrüchen, sind vielerorts „ Entenkooien „ zu finden.
Sie bestehen aus einem„ Kooitümpel „ , umgeben vom „ Kooigebüsch „ , d.h. Schilfverbauungen aus Schilfmatten, worin das Wasserwild Brutgelegenheit und Ruhe findet, oder in strengen Wintern auch Schutz sucht. Hier verrichtet das Kooikerhündchen im Stillen und in vollendeter Zusammenarbeit mit seinem Meister, dem „ Kooibas“, seine Arbeit, für die er durch seinen Körperbau und sein Äusseres so geeignet ist. Die immer flugbereiten, aber auch neugierigen Enten sehen von dem kleinen, bunten Hündchen, das plötzlich am Ufer in der Fangröhre erscheint , nur das Hinterteil : die wedelnde Schwanzspitze, einen weissen Fleck in der schumrigen Fangröhre. So lockt das Kooikerhondje die Enten tiefer in die Röhre hinein, bis sie, aufgeschreckt durch den Kooibas, in den Fangkäfig gelangen. Dann werden die Enten für den menschlichen Verzehr getötet, oder zu wissenschaftlichen Zwecken beringt, wie z.B. um den Vogelzug zu untersuchen.
Es gibt in den Niederlanden noch mehr als hundert Entenkooien, von denen die Meisten an wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligt sind.
Wesen:
Von Haus auf ist das Kooikerhondje ein Arbeitshund. Ein Gehilfe des Entenkooikers, Wächter von Haus und Hof und Vertilger von Ratten und Mäusen.
Es ist ein äusserst lebensfroher, unbeschwerter, charmanter, lustiger, rührend anhänglicher und mutiger Hund. Im Haus ist er anpassungsfähig, ruhig und bescheiden. Aber nur, wenn er seinem Wesen als Arbeitshund entsprechend beschäftigt und gefördert ist.
Gegen Lärm und harte Worte ist er eher empfindlich. Gegen Härte sensibel .Es kann sich gegenüber Fremden zurückhaltend zeigen, aber stets freundlich gesinnt. Mit einer guten Menschenprägung kann diesem Charakterzug gut entgegengewirkt werden. Wenn es aber jemanden ins Herz geschlossen hat, wird dieser immer überschwänglich begrüsst.
Das Kooikerhondje ist aufmerksam, aber nicht lärmend und schlägt nur an, wenn ein guter Grund vorhanden ist. Es hält sein Fell gerne katzenähnlich in Ordnung und riecht nicht nach Hund.
Das Kooikerhondje ist von schneller Auffassungsgabe und einer wachen Intelligenz, selbstbewusst und unabhängig, es hat etwas Ursprüngliches an sich. Wegen seiner Sensibilität und Intelligenz muss es konsequent und geduldig erzogen werden. Sie sind fähig sämtliche Erziehungslücken schamlos und auf eine sehr charmante Art auszunützen. Ohne sinnvolle Tätigkeit ist es unzufrieden und gelangweilt, was zu negativem Verhalten führen kann.
Eine geistig / körperliche Beschäftigung wie Agility oder anderen Hundesport, der nicht zu monoton ist, liebt das Kooikerhondje. Selbst verschiedene Tricks lernt es liebend gern und schnell.
Seinem Hang zu exzessivem Fressen sollte nicht nachgekommen werden. Den Jagdtrieb lässt man besser schlummern und muss wie auch das Zerren an der Leine schon im Welpenalter erzieherisch vermieden werden. Denn wenn es sich einer Leidenschaft verschrieben hat ist es kaum zu bremsen und bedingt einer Korrektur.
Von Anfang an muss es mit einer konsequenten und seriösen Erziehung unter Kontrolle gehalten werden. Für alles sollte das goldene Mittelmass verwendet werden. Kein Zuviel oder Zuwenig von allen neuen Eindrücke.
Das Kooikerhondje wird es nicht tolerieren, wenn Kinder mit ihm machen wollen was ihnen beliebt.
Für nervöse, distanzlose und kleine Kinder ist diese Rasse nicht zu empfehlen. Es muss vermieden werden, dass es als Spielzeug missbraucht wird. Distanzlosigkeit mag das Kooikerhondje weder von Menschen noch von anderen Hunden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Kooikerhondje sich für jemanden eignet, der einerseits sanft ist, anderseits geeignet und gewillt ist, auch wenn es einmal hart auf hart geht, konsequent durchzugreifen.
Bewegung:
Das Kooikerhondje ist ein Bewegungstier. Täglich mindestens 2 Stunden ausgedehnte Spaziergänge bis stundenlange Wanderungen halten den Hund gesund und fit und kommen dem Temperament des Kooikers sehr entgegen. Sie lieben es herum zu tollen. Einige lieben es zu schwimmen, andere mögen den Regen nicht.
Erscheinungsbild:
Lebhafter, weiss rotbrauner Hund von nahezu quadratischem Körperbau, harmonisch gebaut, keine angezüchteten Deformationen. Sein Haarkleid sollte reichlich befedert, leicht gewellt bis glatt sein. Am Kopf wird eine weisse Blesse und orangefarbene Wangen bevorzugt. Gelegentlich gibt es sogenannte Piraten. Dies entsteht, wenn die Blesse zu breit ist, und das Auge im weissen Fell liegt. Das Merkmal sind die schwarzen Ohrfransen. Schwarzbunte und dreifarbige Kooiker entsprechen nicht dem Rassestandard, kommen aber immer wieder vor. Der Schädel sollte genügend breit und mässig gewölbt sein. Der Stopp deutlich, doch nicht zu tief. Die Augen sind mandelförmig, dunkelbraun mit freundlichem aufmerksamem Ausdruck. Die gewünschte Grösse sollte für Hündinnen bei 38 cm liegen und für den Rüden bei 40 cm. +2 und- 3 cm werden toleriert. Es kommt aber immer wieder vor, dass einige zu gross oder zu klein sind. Das Gewicht liegt zwischen 9-12 kg.
Gesundheit/ erblich bedingte Schwächen:
Das Kooikerhondje ist eigentlich eine robuste Natur. Doch gibt es einige erwähnenswerte Erbkrankheiten:
Für die Auffrischung und die Verstärkung einiger Rassemerkmale des Kooikerhondjes , sei während der Aufbauzeit, der Papillon eingekreuzt worden. Schuld an der Erbkrankheit Patella Luxation ist angeblich der Papillon, der zur damaligen Zeit noch sehr mit Patella belastet war.
Zur Zucht sind nur Hunde mit Patella 0/0 und 0/1 Befund zugelassen. 0/1 darf nur mit einem 0/0 Hund verpaart werden. Frühkastrierte Hunde haben häufig einen PL Defekt. Trotz sorgfältiger Auswahl der Elterntier mit PL 0/0 Befund ist es nie auszuschliessen, dass es wegen der erblichen Disposition immer wieder Nachkommen mit PL 1 oder 2 gibt. Der Moment der Luxation ist etwas unangenehm für den Hund. Mit gezieltem Muskelaufbau durch Physiotherapie kann aber der Hund fast beschwerdefrei leben.
Vereinzelt sind epileptische Erkrankungen registriert worden. Für die Erbkrankheiten wie v.Willebrand sowie die Kooikerlähmung( Hereditary Necrotising Myelopathy) steht uns ein DNA Test zur Verfügung, dem alle Zuchthunde unterstellt sind. Als Zuchthunde kommen nur Hunde in Frage , die keine vererbbaren Augenkrankheiten aufweisen.
Unser wichtigstes Buch ist das Registers, das vom Niederländischen Kooikerhondjeclub „ Vereniging Het Nederlandse Kooikerhondje“ herausgegeben wird . Zurück bis ins Jahr 1942/43 sind darin alle gefallenen Würfe in den Niederlanden und im Ausland niedergeschrieben. Jedes Jahr werden die neusten Resultate aufgearbeitet. Es werden alle wichtigen Daten über Gesundheit, Vererbung und Aussehen veröffentlicht. In stundenlanger Feinarbeit können Stammbäume über Generationen zurückverfolgt und in die häufigsten genetischen Vererbungen eingesehen werden. Mit diesem Register haben wir ein sehr wertvolles Instrumentarium in den Händen, um die bestmögliche Verpaarung vorzunehmen. Seit einigen Jahren steht uns das ganze Register digital zur Verfügung und Verpaarungen können auf Clicks berechnet werden.
Auch das Zuchtreglement des Kooikerhondje Club Schweiz schreibt vor, sämtliche Nachkommen aus Schweizerzucht mit ihren Besonderheiten im Clubregister zu registrieren.
Wir haben uns zum obersten Gebot gemacht nach folgenden Prinzipien zu züchten:
Gesundheit , gutes Wesen, Schönheit.
Verbreitung:
In der Schweiz wurde 1995 der erste Wurf von Theres Schmid, erfahrene English Springer Spaniel Züchterin, zur Eintragung ins Stammbuch der SKG gemeldet und somit den Grundstein für das Kooikerhondje in der Schweiz gelegt. Aus diesem ersten Wurf wurden zwei Hündinnen an zwei Züchterinnen verkauft.Dazu kommt eine unbekannte Anzahl Importe, die aber mehrheitlich nicht in der Schweiz registriert wurden und darum ist es leider nicht genau bekannt, wieviele Kooikerhondje in der Schweiz leben.
Die Zucht:
Heute sind 10 Zuchten bei der SKG eingetragen. Bis zum Jahr 2000 wurden jährlich höchstens 2 Würfe zur Eintragung gemeldet. Heute werden in den 10 Zuchtstätten regelmässig Welpen geboren, trotzdem muss mit kurzen Wartezeiten auf einen Kooikerwelpen gerechnet werden.